VERÖFFENTLICHT AM 08.12.15

Ein stolzer Gastgeber

Was für ein besonderes Zusammentreffen: Die Stadt Winterthur ist Gastgeberin des Schweizer Theatertreffens, bereits zum zweiten Mal. Winterthur hat sich damit in kurzer Zeit zu einem Fixpunkt des eidgenössischen Theaterschaffens gemacht. Gleichzeitig lesen wir, dass sich die Stadt überlegt, dieses Theater, also diese Bühne für die Schweizer Bühnen, ganz einfach abzureissen. Das Geld für Kultur ist knapp.  

Was will uns das lehren? Zunächst dies: Das Theaterschaffen und mit ihm die Kultur, sie leben! Gefährlich manchmal, zugegeben, erst recht wenn der Abbruchhammer droht. Aber solange man über Kultur redet, über Veränderungen und neue Wege, so ist sie offenbar lebendig. Das ist viel, verehrte Leserin, verehrter Leser, denn stellen Sie sich vor, die Kultur wäre einfach nur Kultur, jedoch keine gesellschaftliche Auseinandersetzung wert. Das wäre schlimm. Denn wir wollen etwas von ihr. Unsere Gesellschaft braucht Kulturschaffende, die uns den Spiegel vorhalten, von möglichst vielen Seiten. Uns zum Denken anhalten. Und uns inspirieren.
Und lernen können wir auch das: uns zu freuen. Dieses Theatertreffen erlaubt vielen von uns etwas, das es vorher noch gar nicht gab: Wir können über den Tellerrand unserer eigenen Theaterwelt hinaus blicken, auf andere nationale Bühnen, in andere Szenen, von denen wir vielleicht nicht einmal wussten. Die Klammer «Schweiz» ist zusätzlicher Gewinn: Nicht weil sie andere ausschliesst, sondern weil sie zeigt, wie man jenseits von Alpen und Saane, aber innerhalb unserer politischen Gemeinschaft denkt.
Der Kanton Zürich ist stolz und dankbar, Gastgeber dieses sehr besonderen Anlasses im Schweizer Theaterjahr zu sein. Herzlich Willkommen in Winterthur und viel Vergnügen. 

Martin Graf, Regierungsrat des Kantons Zürich