Unter Menschen. Ich stelle mich oft auf mein linkes Bein, wenn ich aufgeregt bin. Die rechte Fusssohle geht innen ans Knie. Vielleicht, denke ich, bemerkt das niemand. Es ist der Tag des großen Fests.
ZEIT UND ORT
Ein Frühsommerabend in den Bergen. Staatstheater an einem Südhang. Food-Trucks. Palmen. Glasflaschen. Weißer Plastikpavillon. Instrumente einer Jazzband.
UMSTÄNDE
Die T-Shirts kleben. Die Hände kleben. Verendete Fliegen auf Armen und Beinen. Sie kleben. Eine Schicht aus Salz: die klebt. Auch, so scheint scheint es, klebt der Himmel. Er zerklüftet sich oben an den Berggipfeln.
UMSTÄNDE, II
Wir geniessen das. Das ist ein Festival hier.
VERFASSUNG (PERSÖNLICH)
Eindrücke wie Güterzüge. Fahren rumpelnd im Kopf umher.
VERFASSUNG (THEMATISCH)
Andauernde Stimulation. Wir sprechen über künstliche Intelligenz und über zärtliche Männlichkeit. Wir sprechen über Depression und Pandemie. Wir sprechen über Verbindung, fehlende Verbindung, Freundschaft, Swingerclubs und Hetereonormativität. Wir sprechen über Charisma und darüber, wann Charisma zu viel wird.
- Du stehst ja da wie ein Flamingo.
- Ich bin ein bisschen aufgeregt.
- Lass es dir nicht anmerken!
Das sind alles Theaterleute hier.
- Ja, da hast du recht.
(Fusssohle löst sich vom linken Knie)
- Uns wurden Visitenkarten gedruckt.
Was steht auf deiner? Und möchtest
du auch ein Glas Sekt?
- Gerne.
- Hast du unsere Visitenkarten schon gesehen?
- Was denn für Visitenkarten?
- Da steht unser Name drauf und unser Arbeitsfeld.
- So etwas hatte ich noch nie.
- Jetzt hast du welche.
- Ich habe keine bekommen.
- Doch, die sind in der Aufbewahrungslasche des
gelben Büchleins. Im Willkommenspaket.
Hast du das dabei?
- Ich glaube.
- Musst halt schauen, ob vielleicht ein
Druckfehler drauf ist. Was steht bei dir?
(Kramen in versifftem Jutebeutel)
- Moment
(Auf Tische, von leeren Papiertellern bestellt,
werden Plastikflaschen, Ohrstöpsel,
geschmolzene Schokoladenbonbons,
Kopfhörer, Münzen und so weiter abgelegt)
- Autor.
- Siehst du. Die haben wir bekommen.
Es wäre schlau, du würdest sie verteilen.
(Gong. Unterbrechung des Treffens
zugunsten einer Vorführung im Saal
des Staatstheaters am Südhang)
NOTE TO SELF IM THEATERSAAL
Genieße es. Genieße es einfach.
Du musst nicht um jeden Preis connecten.
(Später, Jazz)
- So, Sie schreiben. Dann kennen Sie sicherlich F?
- F?
(Die Fusssohle hebt sich)
- Die große Intendantin des Schauspiels in Z
WÄHRENDDESSEN NOTE TO SELF
Enjoy. Chill. It’s all good.
Und steh nicht da wie ein Flamingo.
- Der Name sagt mir etwas
(Hand bewegt sich kratzend an einer Stelle
am Kopf, die nicht juckt)
- Also, wenn Sie schreiben, könnte diese Person
interessant für Sie sein. Sie ist heute auch hier!
(Pause)
- Was schreiben Sie denn so, wenn ich fragen darf?
- Das kann ich Ihnen nicht ganz eindeutig sagen.
Prosa und Szenen. Kurze Einwürfe. Dialoge.
- Und seit wann schon?
- Ach, schon lange. Ich bin derzeit auf der
Suche nach Leuten, die ein Auge dafür haben,
ob solche Texte für die Bühne geeignet sein könnten.
- Ich schaue gerne mal darüber,
wenn Ihnen das hilfreich ist.
(befühlt die Hosentaschen)
- Würde mich mega freuen.
- Ich habe meine Visitenkarte vergessen.
Sie haben sicher eine für mich?