Am Mittwoch 18. Mai 2022 war es endlich so weit. Das lang ersehnte neunte Theatertreffen ist gestartet. Menschen aus der ganzen Schweiz haben sich auf dem Theaterplatz in Chur eingefunden. Farbige Roben, stylische Sonnenbrillen und dazwischen die wandelnde Palme von Ticino is burning. Dazu jedoch später.
Als erstes ist mir der grosse Spielplatz, der Park Katrol ins Auge gestochen. Ach wie hätte ich Lust gehabt, mich darauf auszutoben. Doch er war leider komplett unbevölkert, weswegen ich dann gar nicht sicher war ob er benutzt werden darf – ja, durfte er. Doch die Menschen waren mit anderem beschäftigt. Denn wer möchte schon den Eröffnungsapéro auf dem Theaterplatz verpassen? Es war ein Sehen und gesehen werden. Die herausgeputzten Menschen standen mit der strahlenden Sonne in Konkurrenz, es wurde geschwatzt, geschwitzt und getrunken. Eine erfreute Stimmung, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe.
Und die Begrüssung war nicht nur unter den lange nicht mehr Gesehenen, sondern natürlich auch von offizieller Seite her. Und nicht nur durch einen Menschen, sondern durch eins, zwei, viele. Wer das jetzt alles war, dass kann ich so genau auch nicht sagen. Denn immer wieder wurde ich abgelenkt. Es war viel los an diesem frühsommerlichen Abend auf 592 Metern Höhe. Geblieben ist mir die Begrüssung durch den Stadtrat Patrik Degiacomi. In schnellem Tempo und leicht gestresst, schwärmt er vom schönen Chur und der Theatertradition dieser Stadt. Es sei das erste Mal in der 9 Jährgen Geschichte des Theatertreffens, dass die Grenzen überschritten werden. Mit Lichtenstein sind dieses Jahr gleich zwei Länder am Start. Doch erzählt Degiacomi auch von seinen vielen Verpflichtungen und schon bald ist er wieder weg. Auf zum Fussballplatz und den hunderten von Schülerinnen und Schülern, zur nächsten Rede.
Die Tessiner Palme, gebaut von Rocco Schira, wandelt durch die Gäst:innen und steht sinnbildlich für den warmen Süden der Schweiz und die dahinter unsichtbare Kunstszene ,die zumindest für den Rest der Schweiz ein Schattendasein fristet.
Im Hintergrund düdelt die Blues Musik und manchmal ist das Akustische rund um die Reden lauter, als die Reden selbst. Viel haben sich die Leute zu erzählen, nach dieser langen Zeit ohne Theater.
Um kurz vor sieben machen die Präsidentin Ute Haferburg und Julie Paucker, die künstlerische Leitung des Theatertreffens den Abschluss der Eröffnungsansprachen, weisen nochmals auf das Programm der kommenden Tage hin und eröffnen gleichzeitig das Stück «Danse Macabre» von Martin Zimmermann.
Nichts steht einem gelungenen Theatertreffen im Weg. Mit hoffentlich viel Austausch zwischen den Landesteilen, offenen Blicken – auch hinter die Palme - und viel neuer Inspiration für den weiteren Weg des Schweizer Theaterschaffens.